Leben ohne seine Illustration
Erich Auers „Art“ erscheint gerne als eine äußerst reduzierte, minimalistische Kunst, aber bereits bei oberflächlicher Betrachtung weniger Werke spürt man eine große, dynamische Emotion, die von ihnen ausgeht.
Meist rahmenlos, oft mehrteilig zusammenfügbar sind Auers Bilder an sich keine Ansammlung von Form und Farbe oder in sich abgeschlossenen Artefakte, sondern eher eine ständig fortlaufende Metamorphose ; Puzzlesteine aus Puzzlesteinen in einem Gesamtkunstwerk.
Der Künstler sympathisiert mit den umstrittenen “wilden Franzosen“ ( Matisse selbst lehnte die Bezeichnung „Les Fauves“ ab), die ihre Zeit voller Widersprüchlichkeiten sahen und sich damit auseinandersetzten. Und als engagierter Mitbegründer des Münchener Werkstudios (Sitz: Hinterhof der Frauenhoferstrasse) verarbeitet Auer stets Sozialkritik und eine Prise Anarchismus in seinen Werken: „Produktivität durch Mangel“ scheint die Quelle seines Schaffens.
Auers Arbeit stellt eine überzeugende Mischung aus konzeptioneller und sinnlicher Kunstauffassung dar.
Die Unebenheiten, die schroffe Kargheit und die offen betonte „ Ärmlichkeit“ der von ihm verwendeten Materialien provozieren, ja, stoßen uns als erstes fast ab.
Das verwendete Ornament - an sich inhaltsleeres, abstraktes und beziehungsloses Zeichnungsgebilde - wird durch Auers kunsthandwerkliche Kraft zu „künstlichem Leben“, zu einem komplexen Ausdrucksmittel des Emotionalen. Und nicht zuletzt durch die Auswahl der Farben, ziehen uns die Bilder dann in ihren Bann.
In Auers Werk spiegelt sich die Ambivalenz des Lebens wieder, auf konkrete künstlerische Weise, hier wird das Leben gezeigt ohne dessen Illustration. Das ist Kunst.
Historie
Erich Auers Wurzeln sind wohl in der Oberpfalz angelegt; seine Mutter war eine Bauerstochter vom „Ludwing“ aus Geigant. Sie suchte ihr Glück in der Ferne und fand ihren Mann, einen Bäckerssohn, in München. Während der Kriegswirren mussten Mutter und Sohn nach Geigant zurück, und hier ging Erich auch zur Schule. Erst 1948 kam der Vater aus dem Krieg zurück und konnte seine Familie nach München- Giesing holen, wo er als Trambahnschaffner seinen Lebensunterhalt verdiente.
Erich Auer studierte Malerei und Graphik von 1960 bis 1966 in München, an der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Jean Dyrolle.
Er blieb der Stadt München immer treu, und so gehört er natürlich auch dem Seerosenkreis an, einer traditionellen, offenen Künstlervereinigung, die vor ca 60 Jahren aus einem Stammtisch im Schwabinger Lokal „Seerose“ geboren wurde.
1975 gründete Erich Auer zusammen mit 3 weiteren Künstlern in ihren Ateliers in der Franziskanerstraße das „Werkstudio“.
Erich Auers Art der künstlerischen Darstellung reiht sich wohl am besten in
„Konkrete Kunst“ ein.
Neben seinen umfangreichen bildnerischen Werken entstanden im Laufe seines langen Künstlerlebens auch einige sehr interessante 3-dimensionale Arbeiten und wenige Plastiken.
ERICH AUER
Vita
geboren 1936 in München
Studium der Malerei und Graphik 1960 - 1966 an der Akademie der Bildenden Künste, München, bei Prof. Jean Deyrolle.
Mitbegründer 1975 des Werkstudios
Aktionen
1975 - 90 im "Werkstudio" München
Ausstellungsbeteiligungen
1980 Kunstschaffen 80, Nersingen
1981 - 85 München, Kunstsalon
1986 - 91 München, Haus der Kunst "Kunst"
1982 Szombathely, Ungarn
1982 Trier, mit Gruppe "Roter Reiter"
1983 Hannover
1983 Tilburg, Holland
1984 Wien, Bayerische Kunst unserer Tage
1985 München, Olympiadorf "Kunstforum"
1986 Luxemburg, Ville de Luxembourg
1992 Berlin, Jugendzentrum "Die Pumpe"
1992 Budapest, "International Structures"
1993 Fürstenfeldbruck, Haus 10
1994 Herrsching
1994 Graphik-Messe, Dresden (Edition Fiebig, Berlin)
1995 Graphik-Messe, Dresden (Edition Fiebig, Berlin)
1995 Art Multible, Düsseldorf (Edition Fiebig, Berlin)
1995 Paris "Entrevue 95" Spadem
1997 Monschau
2003 München, Pavillion, Alter Botanischer Garten, 55 Jahre Seerose
2008 München, Rathausgalerie 60 Jahre Seerose
2009 München, Kunst im Bundespatentgericht
2011 Pfarrhof Herzogau "Blickfang"
2014 Verleihung des Seerosenpreises
Einzelausstellungen
1989 Aying, "Die Schmiede"
1989 Sommerhausen, Altes Rathaus
1991 Aying, "Die Schmiede"
1995 Hochbrück, 2H Papier, "Kunstmeile"
2004 Zwickau, Galerie am Domhof
2006 München "Üblackerhäusl"
2011 Aying "Die Schmiede"
2011 Vaterstetten, Kunstausstellung im Rathaus
2015 München, Galerie Toskana
2019 München , Atelier Der Hutterer
Öffentliche Ankäufe:
1987 Bayerische Staatssammlung Moderner Kunst, "Exterieur"
Veröffentlichung
1995 Second International Artist Book New York (Edition Fiebig, Berlin)